Tom Tonk Raketen in Rock 33 1/3 Platten für die Ewigkeit

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"Tom Tonk Raketen in Rock 33 1/3 Platten für die Ewigkeit"

Raketen in Rock
33 1/3 Platten für die Ewigkeit


Raketen in Rock beinhaltet 33 1/3 Schallplattenkritiken, in denen es um vielversprechende Kontaktanzeigen, Frauen, die in einer anderen Liga spielen, herkömmlichen Arme-Leute-Sex, Satan und manchmal auch um Schallplatten geht.

Raketen in Rock präsentiert Erlebnisse mit LPs oder deren Interpreten, Erinnerungen an eine flockige Jugend, Episoden mit komischen Frauen und kaputten Typen – eine Chronik des täglichen Dachschadens, der auch den schnödesten Schiss urplötzlich zur Lieblingsplatte macht. Denn auch wenn dem Gros der hier vertretenen Sternstunden des Rock der Platz auf dem Olymp durchaus gebührt, geht es in erster Linie darum, dass nicht die Platte, sondern immer noch das Leben drumherum Rock-Geschichte schreibt.


Die Presse

»Diese hemmungslose Subjektivität macht Tonks Raketen in Rock zu einem der ehrlichsten Bücher mit Musikkritiken überhaupt.« (Stephan Köhnlein auf www.stern.de)

»Tonk ist wohl der beste Kurzepisodenerzähler neben Frank Goosen himself. Derbe, schlüpfrig, alkoholisch, launisch, allwissend, was Platten betrifft.« (Mario Schwegmann in Stadtblatt Osnabrück)


Inhaltsverzeichnis

• Aerosmith
• Christian Anders
• The Barracudas
• Bauer, Garn & Dyke
• Charly Schreckschuss Band
• Vicky Leandros
• Udo Lindenberg
• Lynyrd Skynyrd
• Marius Müller-Westernhagen
• Achim Reichel
• Alice Cooper
• Jeff Dahl
• The Devil Dogs
• Didi And His Abc Boys
• Dr. Feelgood
• Emerson, Lake & Palmer
• Hank The Knife And The Jets
• Iron Maiden
• Jason & The Scorchers
• King Uszniewicz And His Uszniewicztones
• Lazy Cowgirls
• The Replacements
• Rockpile
• Rodgau Monotones
• Del Shannon
• Slade
• Status Quo
• The Stranglers
• U.K. Subs
• V.A. – Deutscher Demokratischer Beat Vol. 1
• V.A. – Songs We Taught The Fuzztones
• Cherry Vanilla
• Herman Van Veen
• Kim Wilde


Leseprobe

IRON MAIDEN
Killers (GB 1981)

Es ist kein besonders schönes Gefühl, seine Freunde an Satan zu verlieren. Erst Recht nicht, wenn sie einem noch fünf Mark schulden.
Dabei fing es ganz harmlos an mit Udo. Statt wie gehabt die kurzen Haare schön zu scheiteln, wurden diese eines Tages lang und länger. Als er dann am Morgen des 5. Juni eine ordentliche Matte beisammen hatte, ließ er die Locken einmal kurz im Wind wehen und goß sich selbst mit hartem Schnaps. Recht bald wuchs das Unkraut überall. Der Oberlippenbart gedeihte für einen 15-jährigen
befriedigend plus und wurde ab sofort nicht mehr gemäht. Udo bekam sogar Frauenbesuch, verriet aber nie, ob er die Gurke auch tatsächlich versenkt hat. Hausaufgaben?
Nun, derartige Belästigungen erledigte er fortan locker mit dem Mittelfinger und auf seiner Schulbank-Edding-Galerie standen jetzt neben artigen Rockern wie Queen und Status Quo auf einmal so böse Gruppen wie Black Sabbath, Judas Priest und Motörhead.
Selbst da nahm ich ihn immer noch ernst.
Dann kam der Tag X, an dem auch Udo mit einer Hein-Gericke-Jacke gesehen wurde. Am Revers pappten ein Dutzend Buttons. Schön, jeder hatte Buttons, aber nicht solche! Manche trugen weiße Tauben auf blauem Grund durch den Religions-Leistungskurs, manche brillierten mit sogenannten „Sponti“-Sprüchen, aber bei Udo am Kragen waren auf einmal Namen wie Van Halen, Saxon und Iron Maiden zu lesen.
Ich begann, mir langsam Sorgen um ihn zu machen, zumal es der Hallodri auf aggressive Art und Weise auf meinen Rush-Stecker abgesehen hatte. Überhaupt wurde er zu Vorgesetzten immer frecher, besonders dann, wenn die Haare frisch gewaschen waren. Mir war augenblicklich klar, daß so einer wie der als Schlosser bei Mannesmann endet, während ich sicherlich was Besseres kriegen
würde. Zwei Monate später hatten wir beide die Lehrverträge in der Tasche. Ich als blöder Industriekaufmann, er als Top-Energieanlagenelektroniker. Von da an konnte mich Udo am Arsch lecken. Ich kaufte mir die Maiden-Platte selber und schrieb ihn als Kumpel ab.
Killers, die zweite LP von Iron Maiden, war für mich, meine Eltern und meine Boxen schweres Futter. Was da mit aller Macht aus den Lautsprechern knallte, war typisch für eine Platte von EMI Electrola. Nicht nur, daß sie am Rand sauberer gefräst war als beispielsweise eine Platte von Ariola – es waren vor allem die Bässe, die bei den Köln-Pressungen immer optimal rüberkamen. Das war mir schon bei Platten von Queen, Pink Floyd und anderem Industriescheiß
aufgefallen, heimlich, unter der Bettdecke natürlich. Eigentlich ist die Musik bei EMI-Platten sogar egal. Wir Kenner wissen, daß Iron Maiden von daher nur stellvertretend für Bap, Kate Bush und Eloy stehen, aber jede Platte ist auch anders, irgendwie. Wer soll sich da noch auskennen? Ich!
Nehmen wir mal das Cover: Es ist schön bunt und zeigt ein Monster, das mit seinen morbiden Zahnbelägen gerade voll durch den Dentagard-Test rasselt. Ein unsympathischer Zeitgenosse. Vom Hackebeil tropft Ketchup und in Afrika verhungern die Leute. Dunkle Wolken hängen über der Arbeitersiedlung, vielleicht Essen-Steele. Das regt zum Nachdenken an. Auf der Rückseite sieht man die fünf Musiker und den Produzenten Martin Birch, der auch schon für
Black Sabbath und Deep Purple hinter’m Mischpult stand. Viele wußten bis dahin nicht, wie er aussieht, nun wissen sie’s endlich. Ein Typ wie Du und ich, ebenso wie die jungen Rocker, die alles andere tun, als sich mit albernen Fantasy-Klamotten zu behängen und einen auf Dämon zu machen.
Es zählt nur die Musik, die dufte. Ob in furiosen Instrumentals wie Genghis Khan, balladesken Sackschonern wie Prodigal Son oder donnernden Heavy-Metal-Gewittern wie Murders In The Rue Morgue, Wrathchild und der ganze Rest – Iron Maiden leisten sich nicht einen Verspieler, nicht einen Hänger und nicht einmal den Luxus, nur vier Akkorde zu schraddeln, wenn man in der gleichen Zeit auch vierzig spielen kann. Wozu auch ’n lauen Heinrich schieben in einer Zeit voller Abs und Downs? Grob mitverantwortlich für die enorme Ohrfreundlichkeit dieser Platte war der Sänger Paul Di’anno, ein Mensch, dem es weniger darum ging, kastratenhaft einen abzuträllern, als vielmehr beim Gesang einen gewissen Rest Menschenwürde zu bewahren. Sing wie ein Mann, sei ein Vulkan und laß dir die Haare machen!
Irgendwie ging es nach dieser Platte mit Paul und dem Rest aber nicht mehr weiter. Man holte einen Neuen ins Boot, Bruce Dickinson mit der Allerwelts-Metal-Stimme, ja, wie find ich denn das? Seitdem sind Maiden auch nicht mehr so richtig geworden. Gut, sie kassieren seit zwanzig Jahren Platin-Platten und ihre Konzerte sind ausverkauft, aber was bedeuten schon Käsebrötchen, wenn man sowieso nur Hummer frißt!?
Das, finde ich, ist eine wirklich gute Frage.

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