jour fixe initiative (Hg.) Krieg

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 Die traditionellen Kategorien, mit denen auch die Linke Kriege betrachtete, scheinen nicht... mehr
"jour fixe initiative (Hg.) Krieg"

 Die traditionellen Kategorien, mit denen auch die Linke Kriege betrachtete, scheinen nicht mehr die Auflösungen der Grenzen zwischen außen und innen, die Grauzonen zwischen Kombattanten und Zivilisten, Krieg, Revolution und Bürgerkrieg, zwischen Ausnahme- und Normalzustand erfassen zu können. Deutet Benjamins Bild, dass die Revolution nicht mehr die Lokomotive, sondern die Notbremse der Geschichte ist, darauf hin, dass die Linke unserer Zeit keine revolutionären Kriege mehr beginnen, sondern nur Verteidigungskriege führen kann?

Mit Beiträgen von:

Daniel Bensaïd: Die Metamorphosen des globalen Krieges

Wolfgang Kaleck: Zur Diskussion um das Feind(straf)recht

Hans-Joachim Lenger: Unsichtbarkeit - Zur An-Ästhetik des Krieges

Olaf Arndt: Die Schlacht der Sehmaschinen - Über das Verhältnis von pandemischer Überwachung und dem »Krieg gegen den Terror«

Gabriela Mischkowski: Sexualisierte Gewalt im Krieg

Krunoslav Stojakovic: Das Ende Europas? Zum Krieg in Jugoslawien

Raul Zelik: Die Informalisierung des Ausnahmezustandes

Jens Warburg: Soldatische Subjekte und Desertion

Titus Engelschall und Elfriede Müller: Über das Dilemma sozialrevolutionärer Gewalt


Aus der Einleitung :

Angesichts der Notwendigkeit die Welt zu verändern, sind es nicht zuletzt ihre Kriege, die uns dazu zwingen, die Wege der Veränderung radikal neu zu denken.
[...] Die traditionellen Kategorien, mit denen auch die Linke Kriege betrachtete, scheinen nicht mehr die Auflösungen der Grenzen zwischen außen und innen, die Grauzonen zwischen Kombattanten und Zivilisten, Krieg, Revolution und Bürgerkrieg, zwischen Ausnahme- und Normalzustand erfassen zu können. [...] Die These der klassischen marxistischen Theorie, dass die Gewalt die Geburtshelferin der Geschichte ist, ist angesichts der Zerstörungen des 20. Jahrhunderts fragwürdig geworden. Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus führten zum mechanisierten, massenhaften Morden in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs und zum Vernichtungskrieg der Deutschen Wehrmacht. Im Zweiten Weltkrieg waren die Alliierten zwar die Befreier vom Nationalsozialismus und Faschismus, doch dienten weder die stalinistische Sowjetunion noch die imperialistischen Westalliierten als emanzipatorische gesellschaftliche Alternative. Die Entkolonialisierungskriege des 20. Jahrhunderts sollten die koloniale Ordnung gewaltsam umstürzen und die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. [...] Die militärischen Strukturen und autoritären Ordnungsprinzipien in den Befreiungsbewegungen obsiegten aber allzu oft über die revolutionären gesellschaftlichen Perspektiven. [...] In weiten Teilen der Peripherie scheint der offene oder latente Bürgerkrieg zum Dauerzustand geworden zu sein. [...] Im Sicherheitsdiskurs wird der Kriegszustand zum Normalzustand. Jede militärische Strategie unterscheidet sich aber von anderen Herrschaftsstrategien durch ihr direktes Verhältnis zu Zerstörung und Tod. Im Krieg sind Verletzung, Leiden, Qualen und Sterben allgegenwärtig. Deshalb ist die Haltung zum Krieg schon lange ein Prüfstein für die Linke. Vor ihrem Engagement im Spanischen Bürgerkrieg schrieb Simone Weill, dass der Polizei- und Militärapparat der Hauptfeind bleibe und die Unterordnung unter diesen Apparat alle menschlichen Werte zerstöre. Diese radikale antimilitaristische Auffassung, die den Krieg für das größte Verbrechen erklärt, hat angesichts zahlloser Kriege in den vergangenen Jahrzehnten nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Dennoch hinterfragt die gesellschaftliche Debatte über den Krieg kaum noch, was Krieg eigentlich ist, welche Gründe er hat und in welcher Form sich die psychischen und physischen Wirkungen der kriegerischen Gewalt in der Gesellschaft und den Individuen manifestieren. [...]
Das Buch geht auch der Frage nach, was aus der revolutionären Gewalt als Mittel zur emanzipatorischen Veränderung der Welt geworden ist. Kann es überhaupt erfolgreiche Revolten ohne Gewaltanwendung geben? Ist eine gewaltsame Emanzipation denkbar? Oder gehört die Vorstellung einer Guerilla, in der der „neue Mensch“ im bewaffneten Aufstand aufscheint, zu den linken Irrtümern? Deutet Benjamins Bild, dass die Revolution nicht mehr die Lokomotive, sondern die Notbremse der Geschichte ist, darauf hin, dass die Linke unserer Zeit keine revolutionären Kriege mehr beginnen, sondern nur Verteidigungskriege führen kann?

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