Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg.) Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark

Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg.) Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark
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2. überarb., erw. und akt. Auflage „Ein informatives und lesbares Buch und ein... mehr
"Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg.) Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark"
2. überarb., erw. und akt. Auflage
„Ein informatives und lesbares Buch und ein lebendiges, in dem nicht einfach Aufsätze nebeneinander stehen, sondern spürbar ist: hier wird geforscht, erzählt, diskutiert und einander zugehört.“
Katja Neppert, frauennews.de

Nur zwei Gedenktafeln auf dem Uckermark-Gelände erinnern heute an das “Jugendschutzlager Uckermark”, in dem von 1942-1945 ca. 1200 Mädchen und junge Frauen inhaftiert waren. Das Lager in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück gehört zu den vergessenen Konzentrationslagern Deutschlands. Es galt lange Zeit als Teil des Fürsorgesystems, in dem als “asozial” eingestufte junge Frauen “erzogen” werden sollten. Daß es sich bei der Jugendfürsorge nie um ein unpolitisches Helfen handelte, belegen die Beiträge über das nationalsozialistische Fürsorgesystem, das keinen Raum für ein von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten ließ. Anhand von Akten rekonstruieren die AutorInnen die Einweisungspraxis in das Lager und zeigen die enge Verzahnung zwischen Fürsorgeeinrichtungen, Polizei und dem “Kriminalbiologischen Institut” auf.
Die unmenschlichen Bedingungen in dem “Jugendschutzlager”, zu denen Zwangsarbeit u.a. für Siemens, ein absolutes Redeverbot, Schikanen und Strafen sowie eine katastrophale Unterversorgung gehörten, schildern mehrere Zeitzeuginnen in eindringlichen Berichten. “Wir Jungen haben ja noch nicht gelebt. Wir haben vorher nicht gelebt und nachher nicht,” beschreibt Käthe Anders die Auswirkungen der Uckermark-Zeit auf ihr Leben.
Die Überlebenden des Lagers, das in den letzten Kriegsmonaten auch als Vernichtungslager v.a. für Frauen aus dem KZ Ravensbrück benutzt worden war, kämpfen bis heute um ihre Anerkennung als Verfolgte und um eine Entschädigung, von der sie - in Fortsetzung der Diskriminierung durch die Nazis - als “Asoziale” ausgeschlossen werden. Ausgrenzung und Verdrängung spiegeln sich auch im heutigen Umgang mit dem Gelände des Mädchen-KZ und Vernichtungslagers wider. Nachdem das Gelände jahrzentelang militärisch genutzt worden war, sind kaum noch Spuren des Lagers vorhanden. Die Erforschung des Geländes steht bis heute aus, nur auf einem Teilstück konnten im Rahmen internationaler workcamps Ausgrabungen durchgeführt werden und damit das ehemalige Lager sichtbar machen.

Zur 2. Auflage

Der Sammelband wurde überarbeitet, aktualisiert und um vier Beiträge erweitert. Die inhaltliche Anordnung der Artikel, erstens historische Forschung zur Entstehung des Jugendschutzlagers Uckermark, zweitens Zeugnisse von Überlebenden und drittens aktuelle politische Diskussionen wie Entschädigung der Überlebenden sowie die Diskussion um die Gestaltung des Geländes des Lagers Uckermark, wurde beibehalten.

Zu den neuen Beiträgen:
Christa Schikorra beschreibt die Zusammenarbeit zwischen Fürsorge, Psychatrie und Polizei bei der Disziplinierung von weiblichen Jugendlichen, die in das Mädchen-KZ Uckermark eingewiesen wurden. Es wird deutlich, dass den PraktikerInnen der Fürsorge sowie den Ärzten ein abgestuftes Handlungsinstrumentarium von Anstaltseinweisungen, Arbeitshaus und Jugendschutzlager zur Verfügung stand und auch genutzt wurde.

Katja Limbächer beschreibt die Nachkriegskarriere einer Kriminalbeamtin, die von 1942 bis 1945 Jugendschutzlager Uckermark als Aufseherin tätig war. Unmittelbar nach Kriegsende als Fürsorgerin im Gesundheitsamt angestellt, wurde ihre Tätigkeit als Aufseherin im Jugendschutzlager als berufliche Qualifikation gewertet. Die personellen wie auch ideologischen Kontinuitäten in der bundesdeutschen Fürsorge der Nachkriegszeit spiegeln sich hier wieder.

Der zweite Teil des Buches wird um zwei Zeitzeuginnenberichte ergänzt. Ursula H. war von 1944 bis zur Auflösung des Lagers 1945 in dem Jugendschutzlager Uckermark als „Asoziale“ inhaftiert. Bis an ihr Lebensende im August 2002, nur zwei Monate nach ihrer Anerkennung als Verfolgte des NS-Regimes, hatte sie mit den gesundheitlichen und psychischen Folgen der Haft kämpfen. Anita K. kam nach Aufenthalten in verschiedenen Erziehungseinrichtungen in das Jugendschutzlager Uckermark. Als das Lager im Januar 1945 teilweise aufgelöst wurde, kam sie nach Ravensbrück und von dort aus auf den Todesmarsch Richtung Norden. Ende April 1945 wurde sie von den Engländern befreit.
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