Jan Off Hanoi Hooligans

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Hanoi Hooligans Jan Off ist ein Ästhet: Mit sprachlicher und emotionaler Hingabe... mehr
"Jan Off Hanoi Hooligans"

Hanoi Hooligans


Jan Off ist ein Ästhet: Mit sprachlicher und emotionaler Hingabe sowie ausgesuchter Höflichkeit zelebriert er die mannigfaltigen Exzesse und Niederlagen seiner Figuren – und die sind allesamt irre oder auf dem besten Weg dorthin. Aus jeder Seite des Buches spricht der Underdog, läßt der »National Slam Champion 2000« die Sympathie zum passiven und aktiven Widerstand gegen Gesellschaft und Normen erkennen.

Neben den gewohnt skurrilen Stories blitzen in »Hanoi Hooligans« auch die dichterischen Qualitäten des Offschen Schaffens in Form von – größtenteils Poetry-Slam-erprobter – Lyrik auf. Offs Stil und Geschmack erweisen sich auch hier als gnadenlos unappetitlich. Wer nicht schon beim Betrachten des Buchumschlags blind geworden ist, wird es spätestens nach der Lektüre des Innenteils – wild trash at its best!!!


Die Presse

»Hier lebt der Punk. Anstatt Phrasen zu dreschen, wird der Tag zur Nacht gemacht.« (Choices)

»Jan Off ist ein Wort-Rowdy: weniger empfindlicher Popliterat und Feingeist als der Rabauke, dessen Verbalschläge kurz und hart und mit voller Wucht kommen.« (Intro)

»Zusammengehalten wird das Ganze auch nicht unbedingt vom Trashfaktor, sondern von der unbändigen Lust des Erzählers am Fabulieren und Formulieren. Man muß Bukowski und Miller nicht mögen, um das hier zu lieben.« (Dickschädel)

»Offs Geschichten sind lebendig, derb, gnadenlos unappetitlich und mehr als anschaulich.« (Braunschweiger Zeitung)


Inhaltsverzeichnis

• Gratisbelehrung für Berufsanfänger
• Allah Korusun
• Ein Himmelfahrtskommando an die Ostfront der Fleischtheke
• Allerorten implodieren Seelen
• Wirklichkeit und Wünsche
• In den Städten
• Ohne Gummi leben
• Junge Christen in Deutschland
• Telefonseelsorge im Zeichen der Volksgesundheit
• Freizeitpark Sicherheitstrakt
• Macht Hunger süchtig
• Fleischverarbeitung
• Umleitungsende
• Esoterische Verstrickungen im Rahmen von freier Liebe und Gemeineigentum
• Innerstädtisches Manöver mit Todesfolge
• Jedem das Seine
• Schlechtes Timing
• Beipackzettel für die korrekte Einnahme von Beitrittsmiezen
• Haarscharf an der Pornographie Vorbei
• Sinnstiftende Umverteilung im Geiste der Fünferbande
• Meine ureigene temporäre Zone
• H.o.n.k.s. I
• H.o.n.k.s. II
• Angst und Schrecken im Haus der Künste
• Bruchpilot Heino Recht auf der Suche nach Knorpeln und Brotkrumen
• Vorzeitiges Karriereende
• Einen Kübel Schmutz ins Nest


Leseprobe

Auszug aus »Ein Himmelfahrtskommando an die Ostfront der Fleischtheke«:

Sie war eine Göttin, eine scharfgemachte Handgranate, eine Teenage-Sex-Maschine mit roten Haaren und einem Körper, der das Adjektiv »pneumatisch« selbst einem Sonderschüler veranschaulicht hätte.
Sie hieß Elsbeth, und sie saß auf meinem Sofa.
Ich hatte ihrer Leber im SEUCHEN-ECK die Hälfte meines Taschengeldes überantwortet und sie anschließend mit dem Versprechen in meine Herberge gelockt, ihr meinen Heiner-Lauterbach-Starschnitt zu zeigen. Monatelang schon hatte ich sie aus der Ferne angeschmachtet, hatte ganze Nächte damit verbracht, mir zu überlegen, wie ich meine sündigen Gedanken wider das Fleisch in nicht minder sündige Taten umsetzen konnte.
Und nun war er also da, der große Moment. Endlich hatte ich Elsbeth im Fadenkreuz meiner Süßholz-Muskete. Ich schmiß das Tape mit den kirgisischen Hirtenliedern in die Anlage, mixte uns beiden einen Doppelwacholder und rutschte auf die verschlissenen Polster, um dem Ziel meiner Sehnsüchte meine unlauteren Absichten zu erläutern.
»Deine Augen besitzen die Leuchtkraft einer Atomexplosion«, hauchte ich. »Deine Haare funkeln wie das vergossene Blut frisch geschlachteter Zuchtbullen.«
Dann ließ ich meinen feuchten Zungenlappen ihren Nacken erkunden, während meine rechte Hand langsam unter den Kaschmir-Pullover wanderte. Elsbeth kommentierte unterdessen die Inneneinrichtung.
»Du hast da ja ’n richtig süßes Bild an der Wand.«
»Was?« Ich fuhr meine Zunge wieder ein und hob unwillig den Kopf.
»Meinst du das Miehlke-Portrait?«
»Nein, ich mein’ das abstrakte Teil daneben.«
Ich folgte ihrem Blick. Offensichtlich sprach die Schönheitskönigin zu meiner Linken von den eingetrockneten Resten der unverdauten Apfelkrautsalami, die mein Cousin Zachowiak anläßlich der letzten Sonnenwendfeier gegen die Tapete gekotzt hatte.
»Hat ’n amerikanischer Diabetiker gemacht«, murmelte ich.
»Lässig«, lautete Elsbeths Kommentar.
Lässig, das war das Stichwort. Mit der entspannten Routine des Erfolgsschriftstellers fuhr ich fort, die Reize ihres Körpers auszuloten. Gerade als ich mir am Verschluß des BHs einen Fingernagel abbrechen wollte, meldete sich Elsbeth erneut zu Wort.
»Ich mach’ ja auch so ’n bißchen Kunst. Hauptsächlich Makramee. Aber manchmal zeichne ich auch. Warte mal. Ich hab’, glaub’ ich, ein paar Bilder in meiner Tasche.«
Noch ehe ich irgendeinen Einwand vorbringen konnte, war sie aufgestanden und aus dem Zimmer geeilt. Als sie zurückkam, hielt sie ein halbes Dutzend DIN-A5-Blätter in der Hand.
»Hier«, sagte sie. »Das hab’ ich gestern abend gemacht. Es heißt ›Begegnung mit Ernst Jünger‹.«
Lustlos nahm ich das dargebotene Blatt entgegen. Es war mit einer Unzahl schwarzer und goldener Farbkleckse versehen. In der Mitte dieses psychedelischen Wirrwarrs befand sich ein größerer Klecks, der stark an einen überfahrenen Igel erinnerte. Himmelschreiender Unsinn, gar kein Zweifel. Ein dilettantisches Machwerk, das selbst Beuys dazu gebracht hätte, einige seiner Thesen zu widerrufen. Diese Erkenntnis behielt ich natürlich für mich.
»Starke Farbwahl«, log ich statt dessen.
Elsbeth nahm dieses unverdiente Kompliment zum Anlaß, mir weiteren Schund unter die Nase zu halten.
»Und hier is’ noch ’n Selbstbildnis.«
Diesmal sparte ich mir die Analyse.
Jesus, was lief hier ab? Da saß ich nun neben einem Geschöpf, das ganze Jahresrationen Viagra unnötig werden ließ, und sollte mir Bilder ansehen, die in jeder Grundschule tagtäglich am Fließband produziert wurden. Verdammt – die einzige Kunst, die mich interessierte, war die Beschaffenheit von Elsbeths Hinterbacken. Wenn ich mein Seelenheil nicht auf dem Altar der Keuschheit opfern wollte, mußte ich das Steuer gewaltig herumreißen. Eine dritte Offensive mußte her, ein Zweifrontenkrieg, der auf Munitions- und Spritvorräte keine Rücksicht mehr nehmen konnte.
»Leben ist wichtiger als Kunst!« brüllte ich. Dann riß ich mir das senfgelbe Seidenhemd vom Leib.
Derart von allen Errungenschaften christlicher Konditionierung befreit, warf ich mich auf den Teppich und begann die Innenseiten von Elsbeths Schenkeln durchzukneten. Elsbeth schien an all dem keinen Anstoß zu nehmen. Gänzlich unbeeindruckt ergab sie sich weiterhin ihrer Fabulierlust.
»Meine Tante malt auch. Die hat ’nen Fleischereifachbetrieb in Meppen. Ihr Mann, also mein Onkel, is’ übrigens mal bei Jürgen von der Lippe aufgetreten.«
Ich spürte, wie sich irgendwo im weitverzweigten System meiner Adern ein Blutgerinnsel auf den Weg machte. Noch einen Satz über Kunst oder Verwandte, und ich würde einen unappetitlichen Hirnschlag erleiden.

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