White Noise (Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is Enough, rat (Hg.))

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"White Noise (Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is Enough, rat (Hg.))"
Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is Enough, rat (Hg.)

White Noise

Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour - Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene

ISBN 978-3-89771-807-4

Erscheinungsdatum: März 2001
Seiten: 167
Ausstattung: softcover
 
3. umfangreich aktualisierte Auflage

Ein umfassender Einblick in die rechtsradikale Skinhead-Subkultur und Musikszene in Europa und den USA
White Noise beschreibt die Bands und Musiknetzwerke der militanten Neonazis in verschiedenen europäischen Ländern und den USA. Durch diesen Überblick wird aufgezeigt, wie weit sich die »Internationale des Skinhead-Rock« bereits vernetzt hat und welche kommerziellen und ideologischen Interessen dahinter stehen.
Die Rechercheergebnisse in White Noise bieten eine gründliche Basis, um notwendige Einblicke in diese Strukturen und die daran beteiligten Bands und Neonazi-Netzwerke zu erhalten und Gegenstrategien entwickeln zu können.

„…ein sehr gut recherchiertes Buch, das trotz der Fülle an Fakten unterhaltsam zu lesen ist und in keinem antifaschistischen Bücherschrank fehlen sollte. Als Standardwerk für Lehrer und allen in der Jugendarbeit Tätigen nur zu empfehlen!“
Antifaschistische Zeitung

"Die HerausgeberInnen - das Antifaschistische Infoblatt, die schleswig-holsteinische Antifa-Zeitung Enough is Enough und die "reihe antifaschistischer texte" im Unrast Verlag - bieten fundierte Recherchen auch über den deutschen Tellerrand hinaus."
Jungle World


Vorwort für die deutsche Ausgabe

Seit 1991 produzierten über einhundert deutsche Bands knapp fünfhundert verschiedene CDs mit überwiegend neonazistischen, rassistischen Texten in einer Stückzahl von wenigen hundert bis zu 15.000 Exemplaren. Insgesamt muss von einer Gesamtmenge von etwa 1,5 Millionen produzierten CDs ausgegangen werden. Rechtsrock hat sich mittlerweile zu einem Millionengeschäft entwickelt. Die CDs sowie ein breites Angebot mit rassistischen und neonazistischen Accessoirs wie T-Shirts oder Aufnähern werden über ein Netz von mehr als 50 Vertrieben und Labels sowie Szene-Läden vertrieben. Innerhalb dieses Produktions- und Vertriebsnetzes nehmen organisierte Neonazis eine herausragende Stellung ein. Sie haben früh erkannt, dass insbesondere über Musik massiv Einfluss auf große Teile der Jugendlichen gewonnen werden kann. Auch wenn viele der Jugendlichen, die regelmäßig rechte Musik konsumieren, den individuellen Schritt zum organisierten Neonazi nicht vollziehen: Bei genauer Analyse der Entwicklung wird – wie in diesem Buch beschrieben – deutlich, dass es für die neonazistische Jugendkultur auf absehbare Zeit keine Nachwuchssorgen und für das damit verbundene Geschäft keine Absatzprobleme geben wird.
Schon heute ist in bestimmten Regionen, insbesondere in den neuen Bundesländern, aber auch in ländlichen Gegenden und Vorstadtbezirken im Westen, eine rassistische und neonazistische Jugendkultur vorherrschend. Neonazis versuchen unter massivem Einsatz des Mediums Musik, ihr Konzept der »national befreiten Zonen« durchzusetzen. Dahinter verbirgt sich der Versuch, das Alltagsleben der lokalen Jugendlichen und später der gesamten Bevölkerung durch eigene Initiativen und Freizeitangebote, aber auch durch Drohung und Gewalt gegen ihre Gegner – teilweise auch gegen alle, die nicht ihrer rechten Meinung zustimmen – zu dominieren. Das organisierte Auftreten und die Hegemoniebestrebungen der Neonazis sowie ihre Dynamik und Reproduktionsfähigkeit lassen SoziologInnen mittlerweile darüber streiten, ob nun ein neuer Qualitätssprung erreicht ist oder nicht: Ein Wandel von einer rechten Szene hin zu einer Bewegung oder gar zu einer »neuen sozialen Bewegung von Rechts«.
Bislang wurde diese neu entstandene Jugendkultur oftmals als Subkultur, laut Duden eine »(…) von einer bestimmten Gruppe getragene Kultur mit eigenen Normen und Werten«, begriffen. Die sich in dieser Szene bewegenden Jugendlichen wurden so am gesellschaftlichen Rand verortet. Sie werden als gesellschaftliche Randgruppe konstruiert, als Opfer der Gesellschaft gesehen und sollen mittels staatlicher und sozialpädagogischer Maßnahmen in die Gesellschaft reintegriert werden. Dieser Ansatz muss bestenfalls als paradox und verharmlosend angesehen werden. Er ignoriert, dass sich in dieser Jugendkultur keine Ablehnung des herrschenden Wertesystems findet – ganz im Gegenteil: Es herrscht eine ausgeprägte Identifizierung mit den Werten Leistung, Status, Karriere und Geld vor. Eine strikte Ablehnungshaltung, die sich oft in Gewalttätigkeiten ausdrückt, erfahren unter anderem Menschen, die subjektiv als leistungsunwillig oder leistungsunfähig wahrgenommen werden. Eine Auflehnung gegen bestehende gesellschaftliche Normen findet allenfalls auf der Ebene der Mittel statt, die zur Verteidigung der gemeinsamen Werte eingesetzt werden.
Eine massive Einflussnahme auf diese Jugendkultur wird vor allem möglich, weil organisierte Neonazis über ein internationales und weitverzweigtes Netzwerk verfügen, mit dessen Hilfe Produktion und Versand des Rechtsrocks – oft auch unter Umgehung nationaler Gesetze – sowie die Durchführung von Konzerten ermöglicht werden.
Die vorliegende Veröffentlichung ist eine Übersetzung des 1998 von der in England erscheinenden, internationalen antifaschistischen Zeitung Searchlight herausgegebenen Buches White Noise. Die englische Originalausgabe war konzipiert als eine Art Zwischenbericht, als Darstellung der Entwicklung der internationalen Neonazi-Musik-Szene. Der Schwerpunkt lag – logischerweise – auf dem englischsprachigen Raum. Wir haben das Konzept des Buches beibehalten. Es war aber notwendig, für eine deutsche Ausgabe den Deutschland betreffenden Beitrag komplett neu zu schreiben und die aktuellen Entwicklungen des Jahres 1999 mit einzubeziehen. Alle anderen Texte haben wir lediglich übersetzt. Auf die dramatischen Ereignisse des letzten Jahres in Schweden wird in einem zusätzlichen Text gesondert eingegangen. Der Text der Originalausgabe, der sich mit neonazistischer Propaganda im Internet beschäftigt, wurde durch einen uns dankenswerterweise vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) zur Verfügung gestellten Artikel ersetzt; der Originaltext war durch die rasante Entwicklungen im Internet deutlich überholt.
Auch das Vorwort der englischen Originalausgabe ist beibehalten worden. Selbst wenn wir der darin enthaltenen Aufforderung an das Europaparlament, stärker und entschlossener gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen, kritisch gegenüberstehen, wollen wir den LeserInnen der deutschen Ausgabe das Vorwort des Europaabgeordneten Glyn Ford nicht vorenthalten. Es zeigt, dass es sehr wohl auch auf parlamentarischer Ebene Kräfte gibt, die unseren Kampf unterstützen. Insbesondere das gegenüber Searchlight bekundete solidarische Verhältnis soll diejenigen ermutigen und anspornen, die sich immer wieder durch den tatsächlichen oder vermeintlichen Druck der Mehrheit daran gehindert sehen, öffentlich und eindeutig Position zu beziehen – gegen rassistische und neonazistische Ideologie, gegen Verharmlosung und Totalitarismusansätze, unabhängig davon, ob sie von etablierten Parteien oder Neonazi-Organisationen vertreten werden.
Nick Lowles und Steve Silver beschreiben im ersten Beitrag die Wurzeln der britischen Skinhead-Kultur. Oft wird versucht, diese Wurzeln auch für die Entstehung einer deutschen Skinhead-Szene zu bemühen. Doch muss festgestellt werden, dass es hier niemals eine vergleichbare Jugendszene gab. Die britischen Industriegebiete, in denen die Skinheadkultur geboren wurde, und die gesellschaftliche Situation in Großbritannien sind kaum mit der (west-) deutschen Realität, in der sich Anfang der 80er die ersten Skinheads auf deutschen Straßen zeigten, vergleichbar.
Der Beitrag zur Entwicklung der Organisation Blood & Honour zwischen 1987 und 1992 ist ein Beispiel für antifaschistische Recherchearbeit und unser Ausgangspunkt, neonazistische Musik in einen politischen Zusammenhang einzuordnen: Wie politisch ist Musik? Wie kann Musik zum Träger einer bestimmten politischen Ideologie werden? Warum halten wir einige hundert
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