Trotz und wegen Auschwitz (AG Antifa / Antira im StuRa der Uni Halle (Hg.))

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"Trotz und wegen Auschwitz (AG Antifa / Antira im StuRa der Uni Halle (Hg.))"
AG Antifa / Antira im StuRa der Uni Halle (Hg.)

Trotz und wegen Auschwitz

Nationale Identität und Antisemitismus nach 1945

ISBN 978-3-89771-428-1

Erscheinungsdatum: Oktober 2004
Seiten: 144
Ausstattung: softcover
 
Ein einführender Überblick
Im sekundären Antisemitismus, im Antisemitismus nicht trotz, sondern wegen Auschwitz, hat sich das deutsche Bedürfnis nach nationaler Identität nach 1945 mit den altbekannten Formeln des klassischen Antisemitismus verbunden. In diesem Kontext thematisiert der Sammelband antisemitische Erscheinungsformen und ihre spezifischen Ursachen.


Inhalt

Christoph Beyer, Jan Gerber, Torsten Kraya:
Trotz und wegen Auschwitz.
Antisemitismus und nationale Identität nach 1945.

Gerhard Scheit:
Deutsche Identität.
Resümee über die Meister der Krise.

Jan Gerber:
Sieger der Geschichte.
Auschwitz im Spiegel der Geschichtswissenschaft und Geschichtspolitik der DDR.

Christoph Beyer, Thomas Plättner:
No Germans, no Holocaust.
Daniel Jonah Goldhagen und die Nachkommen der willigen Vollstrecker.

Frank Wichert:
Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in den deutschen
Printmedien, unter besonderer Berücksichtigung des Israel -Bildes.

Thomas Haury:
Die Ideologie, die nicht vergehen will.
35 Jahre antisemitischer Antizionismus in der Neuen deutschen Linken.

Claudia Dantschke:
Antisemitismus in der Pal ästinasolidarität.
Das islamistische Milieu

Autorenverzeichnis

Die Autor/innen

Christoph Beyer
Studium der Politikwissenschaft.Engagement in antifaschistischen und anti -
rassistischen Initiativen,Mitorganisator der Seminarreihe »Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus«.

Claudia Dantschke
Journalistin beim deutsch-türkischen Fernsehsender AYPA-TV und wissenschaft-
liche Mitarbeiterin beim Zentrum Demokratische Kultur (ZDK)in Berlin.Veröffent-
lichungen u.a.: Politik im Namen Allahs.Der Islamismus,eine Herausforderung
für Europa,Brüssel 2000 (gemeinsam mit Eberhard Seidel und Ali Yildirim).

Jan Gerber
Historiker, Politik- und Medienwissenschaftler. Veröffentlichungen u.a. zur
Geschichte der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus, zu Zionismus,
Antizionismus und zur Holocaust-Rezeption in der DDR.

Thomas Haury
Soziologe, arbeitet zu den Themen Antisemitismus, Nationalismus,Antiamerikanismus und Fundamentalismus. Veröffentlichungen u.a.: Antisemitismus
von links. Kommunistische Ideologie, Nationalismus und Antizionismus in der
frühen DDR, Hamburg 2002; Zur Logik des bundesdeutschen Antizionismus.
In: Léon Poliakov: Vom Antizionismus zum Antisemitismus, Freiburg 1992.

Torsten Kraya
Studium der Medizin. Engagiert in antifaschistischen und antirassistischen Initiativen, Mitorganisator der Seminarreihe »Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus«.

Thomas Plättner
Politikwissenschaftler. Aktiv in verschiedenen antifaschistischen und antirassistischen Gruppen.

Gerhard Scheit
Lebt als freier Autor in Wien. Zahlreiche Publikationen zu kulturwissenschaftlichen Themen und zur Theorie und (Kultur-)Geschichte des Antisemitismus.
Letzte Buchveröffentlichungen: Verborgener Staat, lebendiges Geld. Zur Dramaturgie des Antisemitismus, 2.Auflage, Freiburg 2003; Die Meister der Krise. Über
den Zusammenhang von Vernichtung und Volkswohlstand, Freiburg 2001.

Frank Wichert
Mitarbeiter am Duisburger Institut für Sprach-und Sozialforschung (DISS),
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Linguistik der Universität Duisburg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich diskurstheoretisch orientierter Kulturwissenschaft, Rassismusforschung und Gender Studies. Zahlreiche Veröffentlichungen in diesen Bereichen.

Vorwort der Herausgeber

I. Antisemitismus ist nicht nur, wie Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung eindrucksvoll darlegen, Teil eines Tickets. Er setzt sich vielmehr selbst aus einer Vielzahl von Tickets, Komponenten und Planken zusammen. Der Hass auf das Abstrakte, Künstliche, auf die Zirkulationssphäre, Müßiggang, den Liberalismus, Kommunismus und vieles mehr wird im Antisemitismus zu einem Weltbild mit allumfassendem Erklärungsanspruch zusammengefügt. Moishe Postone verweist in seinem theoretischen Versuch über »Nationalsozialismus und Antisemitismus« auf die plastische Darstellung dieser Wahrnehmung in einem der bekanntesten antisemitischen NS-Plakate: »Es zeigt Deutschland – dargestellt als starken, ehrlichen Arbeiter – das im Westen durch einen fetten, plutokratischen John Bull bedroht ist und im Osten durch einen brutalen, barbarischen, bolschewistischen Kommissar. Jedoch sind diese beiden feindlichen Kräfte bloße Marionetten. Über den Rand des Globus, die Marionetten fest in der Hand, späht der Jude.«

Anders als in Festreden über die »Stunde Null« oftmals suggeriert, war Antisemitismus nach dem 8. Mai 1945 in Deutschland keinesfalls verschwunden. Dank der Anwesenheit der Alliierten, der späteren Westintegration der Bundesrepublik sowie der Einbindung der DDR in das Warschauer Vertragssystem konnte er jedoch nicht oder nur begrenzt öffentlich artikuliert werden. Antisemitismus zerfiel – zumindest auf öffentlicher Bühne – in seine einzelnen Bestandteile. Die nunmehr entkoppelten, um ihre einigende Klammer gebrachten Komponenten des antisemitischen Weltbildes fungierten zwar weiterhin als Basis deutscher Identitätsbildung. Der Antikommunismus der Adenauerzeit sorgte für die Integration weiter Teile der Bevölkerung in den neuen Staat, die Aufbaumanie der 50er und 60er Jahre trug zur erneuten Konstituierung des Kollektivs durch rastlose Tätigkeit bei, und die Bilder der populären Heimatfilme fungierten als Kontrast zum »Moloch Amerika«, den man in Hollywoodproduktionen, dem Habitus der amerikanischen GIs oder im Rock’n’Roll zu erkennen glaubte. Die einigende Klammer, die Wahnidee der jüdischen Weltverschwörung, konnte jedoch allenfalls auf privater Ebene, bei Familienfeiern, Stammtischzusammenkünften u. ä. um die einzelnen Ressentiments gespannt werden.
Die Erfahrung der Niederlage zog allerdings nicht nur die Abstinenz der Deutschen von größeren antisemitischen Ausschreitungen nach 1945 nach sich. Sie war zugleich eine der Ursachen der krampfhaft betonten Bemühungen um eine »deutsch-jüdische« bzw., seit Beginn der 60er Jahre, auch »deutsch-israelische Symbiose«. So berichtet Saul K. Padover – Padover führte 1945 im Auftrag der US-Army Befragungen im besetzten Deutschland durch –, dass die Verfolgung und Ermordung der Juden von einem großen Teil seiner Interviewpartner bereits kurz nach Kriegsende als »Hitlers größter Fehler« bezeichnet wurde. Diese Äußerungen sind, anders als Padover annimmt, nicht der Beweis für die Resistenz der Gesprächspartner gegenüber der antisemitischen Hetze im Nationalsozialismus. Die Judenverfolgungen werden nicht zuletzt bedauert, weil die Juden – nach antisemitischer Auffassung bekanntlich die dunklen Mächte hinter den Alliierten – im Kontext der Erfahrung des 8. Mai 1945 als zu mächtige Feinde empfunden werden. Bis auf weiteres, bis zur eigenen Stärkung oder dem ersten Anzeichen von Schwäche auf Seiten des neuen Verbündeten identifiziert man sich mit den als mächtig Wahrgenommenen.
Dieses Anschmiegen an die vermeintliche Macht kollidierte jedoch stetig mit dem auch nach 1945 weiterhin existierenden Bedürfnis nach nationaler Identität, einer ungehinderten Identifikation mit Deutschland, dem deutschen Volk und der deutschen Geschichte. Diese ersehnte nationale Identität wird in Deutschland bekanntlich durch die Verbrechen des Nationalsozialismus behindert. Die »absolute Schranke Auschwitz« (Dan Diner) manifestiert sich dabei weniger in staatstragenden Erinnerungsritualen, institutionalisierten Reden und Gesten an offiziellen Gedenktagen als vielmehr in der Existenz des jüdischen Staates –
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