Siegfried Jäger, Margarete Jäger, Frank Wichert, Ina Ruth ... (Hg.) Biomacht und Medien

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DISS - Backlist lieferbar ab 1.1.2004 Ein bisher vernachlässigtes Forschungsfeld, für... mehr
"Siegfried Jäger, Margarete Jäger, Frank Wichert, Ina Ruth ... (Hg.) Biomacht und Medien"

DISS - Backlist
lieferbar ab 1.1.2004
Ein bisher vernachlässigtes Forschungsfeld, für das die vorliegende Untersuchung den Blick schärfen will, ist der diskursive Komplex der - wie Michel Foucault diesen Zusammenhang nennt - Biomacht. Dabei geht es heute im wesentlichen um die Nutzung moderner Biowissenschaften und -technologien, in deren Gefolge sich teilweise neue Institutionen und Wissenspraktiken formieren, die sich mit Bestehendem vernetzen. Ziel dieser Studie ist zu beschreiben, wie sich diese Vernetzungsprozesse in bundesdeutschen Printmedien präsentieren und welche Effekte von ihnen ausgehen.

Doch es geht nicht nur um eine neutrale Beschreibung dieser Sachverhalte. Die Analyse will gleichzeitig einen Beitrag zu einem sich vielfältig artikulierenden Widerstand leisten, der sich gegen die zunehmende Ausbreitung und Normalisierung biotechnologischer Logiken und Praktiken richtet. Zu deren Durchsetzung wird häufig auf den ›Standort Deutschland‹ verwiesen und die ökonomische Zukunft der Bundesrepublik hysterisch beschworen.

Das Ergebnis der Analyse zeigt zum einen, daß die Print-Medien in mancherlei Varianten und in unterschiedlichem Grad biopolitische Anrufungen präsentieren, die gerade deswegen den größten Teil der bundesdeutschen Bevölkerung erreichen. Zum anderen zeigt sich, daß mit Hilfe dieser Berichterstattung die vielfach vorhandene Skepsis abgetragen wird. Mit anderen Worten: Die meisten Artikel tragen dazu bei, daß in der Bevölkerung eine Akzeptanz gegenüber biotechnologischen Logiken hergestellt wird. Überraschend ist dabei allerdings, daß sich trotz dieses Befundes der biopolitische Diskurs zwischen Akzeptanz und Ablehnung bewegt. Letzteres ist für die Entwicklung weiterer Gegendiskurse von Bedeutung.


Inhalt
Vorwort
Margret Jäger, Ernst Schulte-Holtey, Frank Wichert
Biomacht und Medien
Neue Formen der Regulierung von Bevölkerungen
Margret Jäger / Ina Ruth
Keine Heilung ohne Risiko!
Biopolitik in der WAZ
Siegfried Jäger
Spiel mir das Lied vom Tod
Biopolitik in BILD
Gabriele Cleve
Schwierige Alternativen
Der biopolitische Diskurs in der TAZ
Transkription des TAZ-Artikels
Iris Bünger
Auf der Haftspur der Biotechnik?
Der biopolitische Diskurs in der FRANKFURTER RUNDSCHAU
Transkription des FR-Artikels
Bianca Hartmann
Steter Tropfen höhlt den Stein
Der biopolitische Diskurs in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG - Ein Überblick
Klaus Hildebrand
»Weil wir zu viele sind« - Bevölkerungspolitik in der FAZ
Transkription des FAZ-Artikels
Karin Kipka, Karin Putzker
Instrumentelle Rationalität als Moral
Wie DIE ZEIT gute Deutsche sieht
Transkription des Artikels in DIE ZEIT
Frank Wichert
Und die Gene sind es doch!
Biopolitik im FOCUS
Transkription der Artikel im FOCUS
Ernst Schulte-Holtey
Gesundheit. Angst. Lebensstil
Orientierungs-Service und Subjektivierung in der WOCHE
Transkription der Artikel in DIE WOCHE
Siegfried Jäger / Margret Jäger
Vernetzung biopolitischer Diskurse und ihre Machteffekte
Literaturverzeichnis
Anhang: Handreichung zur Diskursanalyse


Vorwort
Es ist ›Tradition‹ des DISS, sich mit solchen gesellschaftlichen Problemen wissenschaftlich zu befassen, die in der ›etablierten‹ Forschungs- und Bildungslandschaft der Bundesrepublik Deutschland eher vernachlässigt werden oder gar nicht vorkommen. Ein solches Forschungsfeld stellt der diskursive Komplex der Biomacht dar - wie Michel Foucault diesen Zusammenhang nennt -, der heute als Biopolitik umgesetzt wird.
In diesem Band veröffentlichen wir die Ergebnisse eines Projektes, in dem dieser Problemzusammenhang zwar nicht vollständig, aber in wesentlichen Bereichen als Zusammenhang erforscht worden ist. Es war uns in erster Linie darum zu tun, alle Artikel wirkungsvoller Printmedien zu archivieren, in denen direkt oder indirekt das Verhältnis der heute lebenden Menschen zu ihrem Körper thematisiert wurde und die uns über den Zeitraum eines Jahres als solche aufgefallen waren. Durch diese Fragestellung bekamen wir auch solche Themenbereiche (Diskursfragmente) in den Blick, die bei den Untersuchungen zu Bio- und Gentechnologie grundsätzlich ausgespart bleiben. Wie überhaupt zu konstatieren ist, daß das Untersuchungsfeld, dem wir uns hier zuwenden, in den Medien und in den wissenschaftlichen Analysen immer nur in Einzelaspekten dargestellt wird, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die gefundenen Artikel wurden arbeitsteilig einer »Kritischen Diskursanalyse« unterzogen, deren Vorgehen in der folgenden Einleitung und im Anhang überblickshaft umrissen wird.
Die Printmedien stellen die Diskursebene dar, durch die der Alltagsdiskurs nachhaltig geprägt wird. Wir sind der Ansicht, daß deren Untersuchung stark verallgemeinernde Aussagen über den gesellschaftlichen Gesamtdiskurs und seine Beschaffenheit zuläßt, da sie alle Themen, die auch in wissenschaftlichen und im politischen Diskursen vorkommen, in einer Form aufgreifen, die geeignet ist, im Alltag ›anzukommen‹. Die unterschiedlichen medialen Ebenen sind heute zudem - auch durch institutionelle Querverbindungen - sehr eng miteinander verknüpft. Das ist der Grund, weshalb wir meinen, ohne die Wirkung etwa des Fernsehens gering schätzen zu wollen, uns auf eine Untersuchung der Printmedien beschränken zu können. Welchen zusätzlichen ›Verstärker‹-Effekt das Fernsehen mit seinen vielfältigen Genres ausübt, ist zur Zeit schwer auszumachen. Eine genauere Untersuchung des Wirkungszusammenhangs der unterschiedlichen Diskursebenen steht unseres Wissen noch aus.
Das Ergebnis unserer Analysen, das wir in der vorliegenden Studie präsentieren, überrascht wohl weniger durch die Tatsache, daß die Printmedien - in mancherlei Varianten und zu unterschiedlichen Graden - biopolitische Anrufungen so präsentieren, daß die vielfach vorhandene Skepsis in der Bevölkerung abgetragen wird. Mit anderen Worten: Die meisten Artikel dienen offen oder versteckt der Herstellung von Akzeptanz.
Überraschend ist dem gegenüber jedoch, daß der biopolitische Diskurs sich als sehr umfassend und im Kern einen Zusammenhang bildend erweist, wenn man die Artikel unter der genannten Fragestellung nach dem Bezug auf den Menschen als Bios ermittelt und analysiert...

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